Ihre Julie Pop Bakery war erst der Anfang: Mit dem Créme de la Créme will Julia Wojta dem heimischen Konditorhandwerk zu internationalem Flair verhelfen. Très bien!
Text · Sonja Planeta
Fotos · Bureau Rabensteiner
„Wir wollen der Branche neuen Aufschwung geben.“
Julia Wojta, Créme de la Créme
„Die Mehlspeisen gehören zu Österreich wie die Berge und der Wiener Walzer“, argumentierte einst der Obmann der Initiative „Freunde der österreichischen Mehlspeiskultur“ Alfred Fiedler, um auch schon im nächsten Satz die Anerkennung der Mehlspeiskultur als immaterielles Kulturerbe durch die UNESCO zu fordern. Bislang findet sich dazu im Verzeichnis der österreichischen UNESCO-Kommission kein entsprechender Vermerk, was unserer Vorliebe für „a guade Möhspeis“ aber keinen Abbruch tut. Im Gegenteil: Strudel, Torten, aber auch warme Mehlspeisen wie Kaiserschmarrn sind nach wie vor in aller Munde, zeigen aber auch, dass in der Branche wenig Neues nachkommt. Konditoreibetriebe rühmen sich durchwegs mit einem Verweis auf das traditionelle Konditorhandwerk und den immer selben Klassikern Apfelstrudel, Sachertorte und Kardinalschnitte. „Das Konditorhandwerk ist ein so wunderschönes, das eigentlich kaum Grenzen kennt. Deswegen bin ich ein bisschen enttäuscht, dass unsere klassischen Konditoreien die internationalen Entwicklungen verschlafen haben. In Frankreich wartet man zum Beispiel jedes Jahr gespannt auf die neue „Kollektion“ eines Konditors – das finde ich wahnsinnig schön und motivierend! Ich hoffe, dass dieser Trend eines Tages auch in Österreich Einzug hält“, erzählt Julia Wojta.
Seit 2012 betreibt die studierte Juristin gemeinsam mit ihrer Mutter Sonja mit der Julie Pop Bakery den ersten Wiener Onlinevertrieb für Cake Pops. Anfang des Jahres 2017 folgte schließlich ihr neues Café Créme de la Créme samt eigener Pâtisserie. „Es war der nächste logische Schritt nach den Cake Pops. Ich wollte das Sortiment erweitern und den Süßspeisen die passende Bühne bieten“, begründet Wojta den Weg in die Selbständigkeit, die mit einem Praktikum beim berühmten Konditor Pierre Hermé in Paris und der Meisterprüfung zur Zuckerbäckerin auf soliden Beinen steht. „Die Zeit in Paris war schön, die Arbeit hart, aber spannend. Am meisten beeindruckt hat mich, welchen Stellenwert Süßspeisen dort haben, wie viel Innovation und Kreativität in dieser Branche steckt und dass so viel Platz für Neues ist“, erinnert sich die Neo-Gastronomin. Die Erfahrungen und Fertigkeiten, die sie in dieser Zeit erlangt hat, prägen auch ihre Arbeitsweise im Créme de la Créme: Jedes einzelne Produkt ist ausgiebig erprobt und das Ergebnis eines langen Schaffensprozesses – und zum Teil natürlich mit französischem Einschlag, wie an Kreationen wie Choux (Brandteigkrapfen), Tarte à la Vanille, Tarte au Citron, Pistazien-Dacquoise und glasierten Mousse au Chocolat-Törtchen in Halbkugel-Form unschwer zu erkennen ist.
„Es macht einfach wahnsinnig viel Spaß, das Feedback ist so positiv und das Ganze wächst langsam und beständig“, zieht Julia Wojta nach gut einem halben Jahr Créme de la Créme Resümee. Erinnerungen an anfängliche Schwierigkeiten bei Behördenwegen und auf der Baustelle sind mittlerweile in weite Ferne gerückt. Ihr Rat an angehende Jungastronomen: „Nur nicht abbringen lassen! Ein starker Geist und eine Prise Witz können viel bewirken.“ Und wie in Wojtas Fall frischen Wind in die Zuckerbäckerbranche bringen. Denn auch so kann eine moderne Mehlspeis- und Kaffeehauskultur aussehen und traditionelles Konditorhandwerk zur Anwendung kommen. Denn auch das ist Wien: eine Kombination aus alt und neu, aus Tradition und Innovation. Apfelstrudel und Zitronentarte quasi in Eintracht, Seite an Seite in den Kuchenvitrinen der Stadt. Ein wunderbarer Gedanke, der durch Julia Wojta auf äußerst charmante Weise angestoßen wurde und hoffentlich zahlreiche Nachahmer findet.